Vor dem Haus

Cf. Timeless Bar
Seufzend stand ich vor dem Haus in welchem ich aufgewachsen bin. Ich blickte nach rechts zu dem blonden Lockenschopf neben mir und wieder nach vorne. Vor der Tür standen zwei Personen, die erste erkannte ich sofort, es war meine Mutter. Den Mann kannte ich nicht, jedoch spürte ich gleich dass er ein Wandler war. Ich zögerte erst und wollte wieder umdrehen. Was wenn sie mich jetzt nicht mehr mochte? Ich atmete tief durch und ging dann zielstrebig auf sie zu, blieb dann ein paar Schritte von ihnen entfernt stehen und wollte etwas sagen, konnte jedoch nicht.

Zac erzählte dass sie Menschen nicht töten musste um ihr Blut zu trinken, was sie jedoch etwas stutzig machte. "Ich weiß nur nicht ob ich mich beherrschen könnte" sagte sie ehrlich wie sie war, doch konnte sie nicht auf seine Antwort warten. Hinter ihm sah sie zwei Mädchen die Auffahrt hinauf gehen, und als sie vor ihnen stand konnte Cassie es kaum glauben. Sie hatte die selben Augen wie ihr Vater. "Lola" sagte sie fast tonlos und ging einen Schritt auf sie zu. Sie hatten zwar gesagt sie würden sie zu einem Hunter ausbilden, jedoch nicht dass sie sie in eine Erwachsene wandeln. Und apropos wandeln, sie war eine Wandlerin, wie ihr Vater.

Gerade als ich ihr gut zureden wollte, ihr Mut machen wollte das sie das schaffen konnte sah ich in ihren Augen ein Mädchen. Ich wandte mich von ihr ab, drehte meinen Körper und blickte eine junge Lady an. Mein Herz schlug kräftig ich konnte sofort den schweren Geruch von Wandler riechen und auch sehen welches Tier sie war. Lola? fragte ich mich selbst überrascht und blinzelte aber sie war doch ein Kleinkind gewesen?.

Ihr Gesichtsausdruck machte mich nervös, war sie jetzt geschockt dass ich nicht mehr ihr kleines Mädchen war und würde mich nicht mehr lieben? Mit einem nervösen schmunzeln ging ich einiges Schritte auf sie zu. "Hallo Mom" sagte ich zögerlich und sah dann zu dem Mann der neben ihr stand, ehe ich wieder zu meiner Mutter blickte. "Ich glaube wir haben etwas zu besprechen" sagte ich, ruhig wie ich immer sprach und sah kurz zu Boden.

Cassie musterte ihre Tochter, wie wunderschön sie aussah und wie traurig es war, dass sie nie wissen würde, wie es gewesen wäre ein Kind aufwachsen zu sehen. Ihr Kind.. Ihres und Coles. Dennoch strömten Tränen über ihre Wangen als sie die wenigen Schritte auf ihre Tochter zuging und sie in die Arme schloss, über ihren Kopf strich und sie an sich drückte. "Lola, ich habe dich vermisst" sagte sie und küsste sie auf den Scheitel. "Das hat Zeit mein Schatz" sagte sie und ging einen Schritt zurück, um ihre Tochter ansehen zu können. "War das der Orden?" fragte Cassie, bezogen darauf dass sie nun älter war. Dann fiel ihr auf, dass sie ja nicht alleine waren und die Brünette sah zu ihrer Begleitung. "Lola, das ist Zac, der Bruder deines Vaters" sagte sie und lächelte Zac an, bevor sie ihren Arm um ihre Tochter legte.

Sie hatte so viel von Cole aber auch Von Cassandra, ohne Zweifel war sie seine Tochter. Selten waren Kinder in ihrem Alter schon so beherrscht und wenn man Cole eines nach sagte dann das er immer kontrolliert war und mit Bedacht handelte. Ruhig beobachtete ich die Mutter die sehnsüchtig ihr Kind in den Arm nahm und hörte zu bis das Gespräch mich einschloss. Ich lächelte und verbesserte „ genau genommen der Halbbruder“. Ich sah Lola eine Weile an sie würde wissen das ich die Wahrheit sagte, Wandler Verbundenheit eben.

Ich war erst etwas überrumpelt, doch als mir der bekannte Geruch ihres Parfums in die Nase stieg und diese vertraute Umarmung mich überfiel wusste ich wieder, wo ich hingehörte. Ich drückte sie ebenfalls an mich und sah zu ihren mit Tränen gefüllten Augen auf und war selbst den Tränen nahe. Mein Blick wanderte zu dem Mann über welchen meine Mutter sprach. Natürlich eine Ähnlichkeit bestand auf jeden Fall. Und er war ein Wandler, wie ich, wie mein Vater. Ich lächelte ihn an und mich überfiel ein starker Anflug der Sehnsucht, dass ich ohne Überlegung auf ihn zu ging und ihn umarmte.

Cassie sah zu ihrer Tochter runter und lächelte zufrieden. Egal wie sie war, sie würde ihre Tochter lieben. Und sie war froh sie wieder zu haben, gehen würde sie sie wohl sicher nicht mehr lassen. Cassie war etwas überrascht als Lola Zac so unüberdacht umarmte. Doch war es verständlich: Lola hatte ihren Vater immer vergöttert. Nun war er nicht mehr da. Sie sah wohl auch wie die Vampirin selbst die Güte in seinen Augen die auch Cole immer ausgestrahlt hatte. Ein schmunzeln konnte sie nicht verhindern, vielleicht würde nun alles besser werden.

Unsere Blicke lagen solange aufeinander bis mich Lola mit einer Umarmung überrannte und ich etwas versteinert da stand. Es fühlte sich an wie früher als meine kleine Tochter noch Lebte, klar war sie etwas kleiner aber die Art der Umarmung, war genau wie Sheys mich immer Umarmt hatte. So wie es mir einen stich in mein Herz versetzte, so lies es mich vergessen. Ich legte die Arme um die junge Wandlerin und strich ihr über den Rücken, meine Augen schlossen sich langsam und ich fühlte mich so als wäre ich endlich angekommen. Als hätte ich den dunklen Tunnel endlich verlassen. Es war falsch, dass ich froh über Coles tot war, weil ich jetzt alles haben konnte was er hatte, es war falsch aber es war mir egal.

Lola atmete den vertrauten Geruch eines Wandlers ein und fühlte sich geborgen in der Umarmung. Erst jetzt wurde der Wandlerin klar wie einsam sie im Orden gewesen war und wie sehr sie ihre Familie liebt und vermisst hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging Lola einen Schritt zurück und sah den Halbbruder ihres Vaters an, ehe sie wieder zu ihrer Mutter blicken. "Können wir rein gehen? Es wird ganz schön kühl.." meinte sie, auch wenn ihre Körpertemperatur sowieso höher war als die bei Menschen und ihr gar nicht kalt war. Sie wollte wieder ihr normales, altes Leben führen und mit ihrer Familie in ihr Haus gehen.

Cassandra blickte die beiden lächelnd an bis sie sich aus der Umarmung lösten. Ihr wurde klar, dass Lola eine Vaterfigur brauchen würde, und auch wenn sie Zac kaum kannte, sah sie in ihm die Person die für sie da sein würde. "Natürlch" meinte Cassie und legte ihre Hand auf ihren Rücken. "Ich habe diese Erdbeertaschen gebacken die du so magst." meinte Cassie und fuhr über ihr schwarzes Haar, dass sie definitiv von Cole geerbt hatte. "Geh schon mal vor und setz den Tee auf süße" meinte Cassie und wartete bis Lola ins Haus gegangen war. "Wollen sie auch noch mit rein kommen?" fragte Cassie ihn. Sie mochte ihn sehr und Lola anscheinend auch.

Lola und ich lösten uns wieder und mein blick war weich, sie hatte mein Herz schon erobert bevor sie wusste das es mich gab. Schließlich ging die Kleine dann ins Haus und ich sah wieder ihre Mutter an. Sie fragte ob ich noch auf einen Tee mit rein kommen wollte und ich zog meinen Arm hervor um auf die Uhr zu spähen. „ Eigentlich sehr gerne aber ich habe gleich noch ein Meeting“ erklärte ich ihr und beugte mich zu ihr vor gab ihr einen Abschieds Kuss auf die Wange und lächelte sanft „ aber das nächste mal werde ich nicht nein sagen“ versprach ich. Ein kalter Wind wehte und als ich kurz an Cassie vorbei blickte sah ich wie Cole zu hälfte hinter einen Baum stand und den Kopf schüttelte, ohne eine Mimik zu verziehen. Beim nächsten Wimpernschlag war dort am Baum allerdings nur ein Rechen. Ich ließ mir nichts anmerken und ging einen Schritt zurück „Sie wissen ja wie sie mich erreichen“ sagte ich zuletzt und ging dann.

Tbc: Zac Wohnung