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Es regnete, es war kalt und Theo war alles andere als motiviert.
Natürlich könnte man jetzt behaupten, dass es kein Wunder sei, dass es ihm nicht sehr gut ging. Vor allem an einem Samstag morgen. Er ist ja jung, er macht ja Party, er trinkt sicher viel. Die Wahrheit war aber, dass Theo weder Party machte noch Alkohol trank. Er war einfach müde, weil er lange wach war. Gestern Abend hat es ihm schon einen ziemlichen Tritt in sein Ego gegeben, am Samstag morgen um acht Uhr wieder diesen naturwissenschaftlichen Unfall Maud Chandler zu unterrichten. Nicht falsch verstehen, Theo mochte es, Nachhilfe zu geben. Insbesondere bei älteren Schülern, da der Stoff ansprechender wurde und er manchmal auch noch ein wenig nachdenken musste. Aber hier hatte er das Gefühl, seine komplette Zeit wegzuschmeißen. Er wurde gut bezahlt und hatte auch seiner Meinung nach die Verpflichtung Mauds Eltern gegenüber, dessen Tochter wenigstens zu helfen in Mathe zu bestehen. Wobei er keinen blauen Himmel sah.
Die Luft fühlte sich schwer an, es war kalt und windig, die Sonne würde heute auch nicht scheinen. Das steigert natürlich die Motiviation eines unmotivierten Lehrers. Normalerweise würde er jetzt Zuhause mit seiner Familie sitzen und in Ruhe frühstücken. Auf dieses Samstagmorgenritual verzichtet er aber freiwillig, weil Theo wusste, dass Maud viel Hilfe braucht.
Aber das, was ihr im Gehirn fehlte, machte sie durch ihr Aussehen wieder wett. In ihrer Gegenwart ging ihm alles andere durch den Kopf, als ihr Aussehen. Meistens war es die Tatsache, dass er frustriert war, was nicht sehr oft der Fall war.
Nachdem ihm die Haushaltshilfe die Tür geöffnet und ihn eingelassen hatte, machte Theo sich auf den Weg zu Mauds Zimmer. In seinem Kopf wirrte es jetzt schon wieder, er hatte so viele Gedanken, Ideen und Vorschläge, die alle warten mussten, bis er die finanziellen Mittel hatte. Aber genau dafür war er ja schließlich hier.
Allerdings fühlte er sich ein wenig unwohl in dem Haus und immer beobachtet. Sehr reiche Menschen waren ihm nie wirklich gern. Das sind die, die am meisten etwas versteckten.
Vor der Zimmertür angekommen atmete er einmal tief durch und klopfte. Keine Antwort. Da das schon öfter vorgekommen war, klopfte er noch einmal, wartete erneut kurz und ging dann einfach in das Zimmer rein.
Das erste was er sah erschreckte ihn gleichermaßen wie es ihn einschüchterte: eine badende Maud, tiefenentspannt eingehüllt von Dampfschwaden und Schaumblasen.
Reflexartig schlug er sich beide Hände vors Gesicht. Wäre sie nicht vom Schaum bedeckt, wäre er jetzt noch rot geworden und das war etwas, was ihm garantiert nicht wohl gewesen wäre. Theo war sich 100% sicher, dass Maud ihn nicht ernst nahm. Warum immer ich? Oh heilige Maria Mutter Gottes oder an wen auch immer man sich dann so wenden soll.
"Maud. Ich bin jetzt da. Ich werde mich umdrehen. Nein, ich werde kurz aus dem Raum gehen. Lass mich erst rein, wenn du angezogen bist."
Die Situation war ihm unfassbar unangenehm. Fast wäre Maud die erste Frau geworden, die er live nackt gesehen hatte. Fernsehen zählte nicht. Und Theo interessierte sich nie für Pornografie, also war das auch gestrichten.
Unfassbar schnell verließ er das Zimmer und stellte sich im Flur mit dem Rücken zur Tür.
Das wird ein wunderbarer Tag, das wird ein schöner Tag. Nur kurz durchhalten. Nicht mehr lange, dann kannst du wieder zurück zu deinen Platinen und heute Abend ist bestimmt wieder irgendeiner aus der Gilde da. Diese kurzen Sätze wiederholte er mehrfach.
Das war jetzt sein neues Mantra.